Schreibprozess im Wandel: Im traditionellen Schreibmonat – Überarbeiten statt Neuschreiben

Schreibprozess im Wandel: Im traditionellen Schreibmonat – Überarbeiten statt Neuschreiben

Der November ist da und war lange Zeit als Monat des National Novel Writing Month (NaNoWriMo) bekannt. Obwohl die offizielle Organisation hinter dem NaNoWriMo ihre Schließung bekannt gegeben hat, wird die Tradition des Novembers als intensiver Schreib- und Produktivitätsmonat von vielen Autorinnen und Autoren – so auch von mir – als wichtiges persönliches Ritual fortgeführt.

Doch in diesem Jahr steht mein „November-Schreibmonat“ nicht im Zeichen des 50.000-Wörter-Sprints, sondern unter einem bewussten anderen Vorzeichen: Intensive Revision und Veredelung. Die größten Fortschritte erzielt man oft nicht im Neuschreiben, sondern im tiefgreifenden Optimieren des bereits Bestehenden.

Projekte im Fokus: Von Pfahl und Gebet zur Robert Gerwig Romanbiografie

Dieser Fokus auf das Überarbeiten hat sich in den letzten Wochen als äußerst produktiv erwiesen. Eines meiner Projekte, der Roman „Pfahl und Gebet“, hat durch diesen Prozess erheblich an Stabilität und narrativer Stringenz gewonnen. Die Zeit des Durchschreibens ist abgeschlossen; nun geht es um die Verdichtung.

Das aktuell entscheidende Projekt ist jedoch die Endbearbeitung der Robert Gerwig Romanbiografie. Robert Gerwig, der visionäre badische Bauingenieur und Erbauer der Schwarzwaldbahn, steht im Zentrum dieser Arbeit. Die finale Überarbeitung einer Romanbiografie ist besonders anspruchsvoll, da sie die Authentizität der historischen Fakten mit der emotionalen Zugkraft der Fiktion in Einklang bringen muss. Jedes Detail, jede Dialogzeile und jede beschriebene Epoche muss geprüft werden, um die Lücken zwischen Recherche und Erzählung nahtlos zu schließen.


Tiefer Einblick: Strategien und Vorbereitung für die Endrevision

Die Überarbeitungsphase ist ein mehrstufiger und methodischer Prozess. Um ein Werk zur Veröffentlichung vorzubereiten, sind verschiedene Revisionsrunden notwendig, die unterschiedliche Aspekte des Manuskripts beleuchten:

1. Die Makro-Ebene: Strukturelle Kohärenz prüfen

In dieser ersten Phase wird die gesamte Architektur des Romans untersucht. Ziel ist es, sicherzustellen, dass die Geschichte funktioniert.

  • Kernfragen: Stimmt der Handlungsbogen? Ist die Figuren-Entwicklung schlüssig? Gibt es Logikfehler (Plot Holes)? Beginnt die Geschichte am richtigen Punkt?
  • Vorschlag zur Vorbereitung (Reverse Outline): Erstellen Sie eine umgekehrte Gliederung (Reverse Outline). Hierbei fassen Sie jedes Kapitel nach dem Schreiben zusammen. Weicht der Ist-Zustand stark vom ursprünglichen Plan ab, oder stellen Sie fest, dass ganze Abschnitte keinen Beitrag zum Hauptkonflikt leisten, sind dies Kandidaten für tiefgreifende Kürzungen oder Struktur-Revisionen. Speziell für die Gerwig-Biografie: Hier muss besonders auf die chronologische und kausale Verbindung von historischen Ereignissen geachtet werden.

2. Die Meso-Ebene: Stil, Pacing und Ton

Nachdem die Struktur gesichert ist, liegt der Fokus auf dem Stil und dem Lesefluss.

  • Kernfragen: Hält der Roman das Tempo? Sind die Dialoge lebensecht und tragen sie zur Handlung bei? Wird die gewählte Erzählstimme (Ton) konsistent durchgehalten?
  • Vorschlag zur Vorbereitung (Textanalyse-Tools): Nutzen Sie Tools zur Analyse der Adverbien-Dichte oder der Passiv-Konstruktionen. Ein zu hoher Anteil kann auf einen schwachen Stil hindeuten. Ein weiterer fundamentaler Schritt ist das Vorlesen des Textes (laut oder per Text-to-Speech). Das menschliche Ohr entlarvt unsaubere Satzrhythmen und holprige Übergänge effektiver als das Auge.

3. Die Mikro-Ebene: Lektorat und Korrektorat

Dies ist die Endbearbeitung, in der die Gerwig-Biografie momentan steht. Es geht um Fehlerfreiheit und die letzte Verfeinerung.

  • Kernfragen: Sind alle Fakten, Namen und Daten in der Romanbiografie korrekt? Gibt es Tippfehler, Grammatikfehler oder uneinheitliche Formatierungen?
  • Vorschlag zur Vorbereitung (Fremde Augen): Planen Sie unbedingt einen zeitlichen Puffer für das professionelle Lektorat oder das detaillierte Feedback von Beta-Lesern ein. Nach monatelanger Arbeit am eigenen Text entwickelt man eine Betriebsblindheit, die einfache Fehler zuverlässig verbirgt.

Fazit

Der November ist für mich in diesem Jahr kein Sprint, sondern ein Ausdauerlauf der Veredelung. Das intensive Überarbeiten der Projekte wie „Pfahl und Gebet“ und die Finalisierung der Robert Gerwig Romanbiografie zeigen, dass die größte Kunst des Schreibens oft nicht im Erzeugen, sondern im Meistern des Textes liegt.

CKauT