Crime – Der Mordkopierer

EBook ISBN 9783754605967

Textauszug:

Cold Cases

„Mai 1981 – Mai 2021, fällt euch das auch auf?“ Hermann schaute die Kollegen ernst an. Bernhard nickte.

„Das hast du gut recherchiert Hermann. Auch die anderen vier Morde, die den bislang unaufgeklärten so stark ähneln, scheinen genau vierzig Jahre her zu sein. Aber was sollen wir daraus schließen?“

„Dass wir nicht einzelne Vorgehensweisen und Übereinstimmungen vergleichen müssen, sondern dass sich jemand auf ungeklärte vierzig Jahre alte Fälle konzentriert und sie quasi 1:1 kopiert.“

„Aber wie soll das gehen? Dazu müsste der Täter Details kennen oder auch damals schon alle Morde begangen haben. Das halte ich für unwahrscheinlich. Außerdem warum sollte er sich immer ein Jahr Zeit lassen zwischen den Taten?“

Hermann Kerkhoff zuckte nur mit den Schultern, er hatte da so eine Theorie, aber die behielt er vorerst für sich. Aber es gab da noch etwas, worauf er seine Kollegen hinweisen wollte: „Seit nun mehr 5 Jahren ermitteln wir im Fall Frederike Kluge. Die Vorgehensweise scheint identisch zu sein, zu dem Fall Franziska Koptig aus dem Jahr 1977. Beide Leichen wurden im Januar getötet und aufgefunden. Ein Jahr und einen Monat weniger suchen wir den Mörder von Chrissy Pahl. Der Fall weist auffällige Übereinstimmungen mit dem von Cordula Pischke aus dem Jahr 1978 auf. Und das nicht nur, was den Tatmonat Februar angeht. Ich kürze mal ab: 2019 und 1979 – Pörkitz und Pleit im März, 2020 und 1980 – Oltendorfer und Klietz im April und nun der aktuelle Fall und der aus dem Mai 81.“

„Du meinst, der Täter sucht sich genau den Zeitraum aus und stellt unaufgeklärte Mordfälle nach?“

„Nachstellen würde ich das nun nicht nennen, immerhin gibt es echte Tote. Nur Frauen übrigens.“

„Interessante These, Hermann. Da muss ich drüber nachdenken. Wie ich dich kenne, hast du uns schon was zusammengestellt zu den einzelnen Fällen und die Parallelen aufgezeigt.“ Bernhard Speck-Faltberg der Leiter der Kripo in Emmenburgstedt kannte seinen Schreibtischermittler Kerkhoff tatsächlich gut. Denn Hermann zog den Aktenwagen heran. Er legte vor Speck-Eff, wie Bernhard im Team gern genannt wurde und vor Richard Nitz, dem sehr schweigsamen aber hochgeschätzten Kollegen, jeweils verschiedenfarbige Handouts ab. Er erklärte kurz, wie diese zu handhaben seien.

„Seid froh, dass ich darauf bestehe immer auch farbiges Druckerpapier dazuhaben. Gleichfarbige Mappen gehören zu den gleichgearteten Fällen. Weiß sind die alten Fälle, Farbe die aktuellen. Soll ich spoilern?“

„Ich bitte darum!“ Bernhard grinste. Er wusste zugut, dass Hermann es liebte, seine Ergebnisse zu präsentieren und es musste etwas Bedeutsames sein, wenn er dies mit so einer Frage verband.

„Jeder alte Fall enthielt unveröffentlichtes Täterwissen, das sich bei den neuen Fällen offensichtlich ebenfalls gleicht.“

„Das würde ja bedeuten, der Täter kennt die Akten.“ Nitz sagte selten etwas, aber wenn, dann hatte es Gewicht. Und das hatte diese Erkenntnis. Steckte ein Polizist dahinter?