Zurück nach Demmin 1675

Ich bin in Demmin geboren. Wer hier groß wird, kennt den Blick auf die Peene, den Turm von St. Bartholomaei und die Wege über den Markt. Irgendwann wollte ich wissen, wie es war, als diese Wege noch anders hießen, als Holz kostbar war und Entscheidungen schwer. So ist „Pfahl und Gebet – Der Hexenprozess von Demmin“ entstanden: ein Roman, der Anfang 2026 erscheint und in meine Geburtsstadt zurückführt – ins Jahr 1675.
Warum so weit zurück?
Mich reizte, die Stadt zu sehen, bevor wir sie so nennen, wie wir sie heute kennen. Ich wollte keine Vitrine mit alten Dingen, sondern Menschen, die morgens Wasser holen, abends müde sind und zwischendurch Entscheidungen treffen, die Folgen haben. 1675 war Demmin lutherisch geprägt, vom Krieg gezeichnet und politisch unter schwedischer Verwaltung. In dieser Lage reichten ein paar Unglücksfälle – krankes Vieh, verdorbene Milch – und das Reden begann. Der Alltag, nicht die Sensation, trägt die Geschichte: Kaufplatz, Küche, Kanzel und Kerker.
Worum es geht (ohne alles zu verraten)
Im Mittelpunkt steht Stine Palms. Um sie herum: eine Nachbarin, die schwankt; ein Ratsherr, der protokolliert und dennoch zweifelt; ein Pfarrer, der trösten will und Druck macht. Aus diesen vier Blickrichtungen erzähle ich, wie Gerede zu Aussage wird, wie aus Aussage ein Protokoll wird – und wie die Kanzel den Ton dafür liefert. Es ist kein Schauerroman und keine Hexereienzyklopädie. Es ist die Geschichte einer Stadt, die Ordnung halten will – und eines Gewissens, das sich nicht protokollieren lässt.
Was die Recherche gebracht hat
Ich habe alte Abschriften gelesen, Ortsgeschichte gewälzt, über Begriffe gestritten (Büttel oder Weibel? Teerkocher oder Pechsieder?) und Sätze so lange geschoben, bis sie dem Ton der Zeit standhalten und trotzdem flüssig lesbar bleiben. Mir ging es um Greifbares: Holzstoß statt Spektakel, Drehspieß statt Duftwolke, Aktenkordel statt Pomp. Und um eine Sprache, die nicht verkleidet wirkt.
Ein Satz wurde für mich zum Kompass: „Die Ordnung hielt. Die Schuld blieb.“ Er taucht im Buch nicht als Parole auf, aber er erklärt, warum viele Figuren tun, was sie tun – und warum sie nachts nicht schlafen.
Was ihr erwarten könnt
- Nähe zur Quelle, ohne Fußnotenroman zu sein.
- Vier Perspektiven, die einander widersprechen dürfen.
- Ein Demmin, das nicht nur Kulisse ist, sondern handelt: am Tor, am Tisch, am Pult.
- Keine Effekthascherei – die Spannung entsteht aus Entscheidungen, nicht aus Tricks.
Und jetzt?
Der Roman erscheint Anfang 2026. Bis dahin zeige ich hier ab und zu Einblicke: ein Stück Entstehung, vielleicht eine Seite Satzarbeit oder ein Detail vom Umschlag. Wer Demmin kennt, wird vieles wiedererkennen; wer die Stadt noch nicht kennt, vielleicht Lust bekommen, einmal hinzuschauen – auf den Turm, über den Markt, ans Wasser.
Danke, dass ihr mich auf dieser Reise begleitet. Demmin ist klein auf der Karte – und groß genug für eine Geschichte, die bleibt.